Nein. Ich bin nicht im Casino. Und nein, ich war auch noch nie in einem Casino.
Alle paar Tage bin ich immer mal wieder völlig ausgeknockt. Dann stehe ich auf. Koche mir frischen Kaffee.
Und lege mich gerade wieder hin: vom Körper verordnete Zwangspause ohne jegliche Diskutiermöglichkeit. Und mein Körper ist seeeeehr einfallsreich und nachdrücklich, worüber er nicht mit mir diskutieren will.
Was die meisten nicht wissen: ich bin nicht nur herzkrank, sondern bin auch seit 16 vollberentet wegen chronischer atypischer Depressionen. Ich sehe eure irritierten Blicke vor meinem inneren Auge. Ute? Du bist wegen „Depressionen“(???) berentet?
Ja. Bin ich. Aber nicht wegen „Depressionen“ wie 99% der Menschen denken zu kennen. Ich habe von meiner Mutter Depressionen vererbt bekommen, die, sofern ich nicht gut medikamentös eingestellt bin, massive körperliche Beschwerden und Krankheitsbilder bei mir auslösen.
Es hat vor 15 Jahren über 100 Tage stationäre Aufenthalte benötigt, bis ein richtig toller kluger Neurologe und Psychiater in der Rheumaklinik diese ungewöhnliche Diagnose gestellt hat.
Diese Krankheitsbilder sind nicht „eingebildet“ oder hypochondrisch, sondern leider sehr ernst und heftig.
Meine Psyche macht komplexe Krankheitsbilder, die ich selber zuvor noch nie gehört habe. Krass, oder?
Seit 2 Jahren nehme ich fast keine Psychopharmaka mehr für diese atypischen Depressionen ein. Diese würden mein Leben massiv verkürzen. Ich nehme nur noch Psychopharmaka in Herzschutzdosierung ein.
Den „Rest“ muss ich alleine hinkriegen mit Freude, Glücklichsein und *tadaaaa* Stressverbot.
Im letzten Jahr fand ich diese Zwangs-Auszeit-Tage oft echt „doof“.
Aber hier in Spanien wandel ich dann mit nem Kaffee oder einem Kaltgetränk von Liegestatt zu Liegestatt. Couch. Bett. Balkon. Liege am Pool.
Nachdem ich ja schon zur Badezimmer-Enten-Rettung antreten durfte…
„Problemchen“ (oder besser Verbesserungsbedarf) tauchen halt erst im laufenden Betrieb auf…
Hatte ich mir Gedanken über die Sicherheit meiner kleinen Gäste gemacht.
Die Gästewohnung verfügt ja über zwei Eingangstüren. Eine führt direkt zum Poolbereich. Die zweite Türe geht nach vorne heraus zum Spielplatz und der Grundstückseinfahrt.
Und JEDER, der besondere Kinder hat oder kennt, weiß, dass diese Besonderchen sehr unberechbar und hölleschnell sein können.
Die Eltern brauchen auch einen Schutzraum (die Wohnung) um mal entspannen und relaxen zu können. Deshalb musste ich eine Form der Türverriegelung finden.
Die Türen haben neue Schlösser mit Schließanlage bekommen.
Die Schlüssel können nicht im Schloss stecken bleiben! Sie könnten bestenfalls zum Öffnen der Türen benutzt und ungünstigstenfalls durch ungestüme ungeschickte „Patschehändchen“ abgebrochen werden.
Also wie die Türe verriegeln? Verschließen?
Einen Riegel anbringen? VIEL ZU GEFÄHRLICH. Kinder sind sooooo geschickt… Und verriegeln den Riegel von Innen während die Erwachsenen draußen sind… Und in die Wohnung einbrechen, um das sich selbst eingeschlossene große oder kleine Kind zu „retten“, scheitert an den vollvergitterten Fenstern
Aus diesem Grund muss doch der Schließanlagenschlüssel herhalten, aufgehängt gaaaaanz weit oben neben den Türen, damit kein Kind so schnell drankommt.
Und davon abgesehen: Ist das nicht eine meganiedliche Schlüsselaufhängung??? ❤️
Dieses kleine Wort hat für mich unendlich viel Bedeutung gewonnen.
mañana heißt aus dem Spanischen übersetzt „morgen“. Das ist die meistbekannte Übersetzung.
Aber mañana bedeutet auch „in der Zukunft“.
Dieses kleine Wort ist für mich persönlich zu einem Sinnbild, eine Änderung meiner inneren Einstellung geworden.
Mein ganzes Leben lang habe ich innerlichen „Stress“ empfunden. Ich habe mir wegen Alles und Jedes innerlich Druck gemacht. Alles muss perfekt, schnell, gut, optimal, toll, korrekt und was nicht noch alles sein. Alles muss jetzt, gleich, sofort oder zumindest zeitnah sein.
Himmel, wieviel Druck habe ich mir zeitlebens gemacht, um meinen inneren völlig überzogenen Ansprüchen gerecht zu werden?!
Der Stress und die Ansprüche kamen eigentlich nie von außen. Das war alles „hausgemacht“.
Was für ein Kulturschock für mich, hier in Spanien die Menschen zu „erleben“!
Keiner ist gestresst. Die Menschen hier denken und leben anders. Sie haben auch eine andere Definition, wann oder wie schnell etwas gemacht sein muss:
mañana.
Wobei hier die Bedeutung mañana nicht morgen bedeutet. Sondern einen Zeitraum zwischen morgen und innerhalb der nächsten 14 Tage.
Wenn ein Handwerker sagt, er kommt morgen um 12 Uhr, bedeutet das, dass er sehr wahrscheinlich zwischen 12 und 19 Uhr mal vorbeikommt. Oder halt mañana.
Gemacht wird alles – irgendwann. Geliefert wird auch alles – irgendwann. Zurückgerufen wird auch – irgendwann.
Ich merke, dass die hier lebenden Menschen viel besser und gesünder und stressfreier leben. Ich denke, dass das Schicksal mich deswegen hierher gelotst hat. Damit ich hier immer wieder Ruhe und Kraft tanken und Gelassenheit üben kann. Denn Eins ist ganz klar:
Ohne Stress lebe ich länger.
Das haben meine Ärzte mir seit 2 Jahren gepredigt. Aber jetzt, erst jetzt, verstehe ich, was die lieben docs mir sagen wollten:
Meine Lieblingsschwester erzählt mit seit Tagen, dass Sie stolz auf mich ist, auf mein Projekt und so weiter.
Jo. Ich konnte es aber nicht nachempfinden. Nicht spüren.
Aber heute Morgen bin ich aufgewacht, und es ist mir das erste Mal so richtig bewusst geworden, was zum Henker ich eigentlich hier mache?! Wie verrückt das alles ist?! (Aber meine Verrücktheit hat nie Jemand angezweifelt ) Was ich geleistet habe?! Was ich „geschaffen“ habe?! Was aus einer spontanen Idee, Eingebung heraus hier entstanden ist. Wie einzigartig mein Projekt hier ist. Wieviel Spaß und Freude ich daran habe. Wieviel Spaß und Freude ich bei der gesamten Planung und Umsetzung hatte. Wieviel Lebensenergie und Lebenswillen mir das gegeben hat und gibt. Wieviel „Kraft“ mir mein Projekt gibt.
Wieviel Spaß und Freude bereits die erste Gastfamilie hat. Mit welcher Begeisterung und Selbstverständlichkeit die beiden Kinder mich sofort „adoptiert“ haben. In Ihr Leben hereingebeten haben.
Wie sehr ich das vermisst habe! Den zutiefst befriedigenden, glücklich machenden Umgang mit besonderen Kindern.
Wie sehr ich meine Kinder vermisse! Und dass ich die Zwei auch aus der Ferne lieb haben kann. Beide Jungs werden Ihre Mama nicht vergessen. Wenn sie alt genug sind, können sie selber entscheiden, ob sie mich (und mein Projekt) besuchen kommen wollen.
Ich lache und weine im Wechsel. Oder LACHWEINEN geht sogar gleichzeitig. Freude und Traurigkeit. So nah beeinanderwohnende starke Gefühle.
Ich bin ja schicksalsgläubig.
Und ich denke, alles hat einen Sinn. Alles hat einen Grund.
Und jetzt denke ich, zu wissen, warum ich so krank geworden bin… Und warum ich meine Kinder nur bis zu einem bestimmten Punkt begleiten durfte…
Dieses völlig verrückte Projekt hier hatte mein Schicksal für mich vorgesehen.
Ich kann mich nicht mehr selber aktiv um meine (behinderten) Kinder kümmern.
Entgegen unserer „landläufig europäischen“ Ansicht haben die langen Gewänder der Frauen in heißen und muslimischen Ländern sehr viel Sinn! Sie schützen vor zu starker Sonneneinstrahlung auf der Haut, schützen vor Hitze, obwohl „wir“ uns eher vorstellen, dass die armen Musliminnen doch fürchterlich schwitzen müssten, und schützen vor Insektenstichen.